Samstag, 13. August 2011

Bye bye Cornwall

Zugnotizen.


Wie als würde man aus einem schönen Traum gerissen. Noch vor wenigen Augenblicken kuschelte ich mich in meine wohlig warme Decke voller schöner Strände, Sonnenschein, eigentümlichen Menschen und dem besten Fisch der Welt, jetzt befinde ich mich im Zug, der mich viel zu schnell in die Realität zurückbefördert. Größer könnte der Kontrast, der mich erwartet, nicht sein. Vom lieblichen Cornwall, in die große raue Stadt London, gegen die ich per se überhaupt nichts habe. Ich liebe London. Allerdings gehen die Uhren im Südwesten Englands langsamer, die Menschen ticken anders und die Zeiger sind nicht immer auf fünf vor zwölf gestellt. Man freut sich einfach nur, einen Spaziergang machen zu dürfen, einen schönen Blick aufs Meer zu erhaschen oder einen Nachmittag mit reichhaltigem Cream Tea ausklingen zu lassen.


Magie

Irgendwas muss hier begraben liegen. Eine Art magische Zauberkiste unter der Erde, die einen mit dem Virus Cornwall infiziert, sobald man herkommt. Auf unserer ersten Reise unter dem Stern „Eat-Surf-Live“ haben wir viele Menschen getroffen, die das Cornwall von 2011 zu dem machen, was es ist: Eine lebhafte Urlaubsdestination, die allerdings stets darauf achtet, sich selbst treu zu bleiben. Einem Ort, der regionale Produkte schätzt, sich aufs Wesentliche besinnt und noch dazu geschichtlich bedingt allerliebst aussieht. „Die Menschen hier sind dunkler als der Rest von England, wahrscheinlich, weil hier die spanische Armada einmal einfiel“, meint Bridget von der Tremedda Farm in Zennor. Vielleicht macht das echt kornische Menschen aus? Doch sind viele, der mittlerweile stolzen Kornen zugereist.


Neue Heimat

Die meisten von ihnen stammen aus London, kamen her, infizierten sich mit dem Virus Cornwall und fingen im Nu an, sich einen Plan zurecht zu legen, wie sie hier sinnvoll sesshaft werden können. Orange Trevillion ließ die Kraft des St. Michael’s Mount nicht zur Ruhe kommen, bis sie alle Zelte in Bath abbrach, um in Marazion ein Hotel zu kaufen. Carolyn, auch als Fat Hen bekannt, verließ ihren Posten als Uni Professorin für ein Leben nahe Land’s End, wo sie sich heute darauf besinnt, alleine oder in Gruppen wilde Kräuter und andere essbare Dinge zu suchen. Johnny, mittlerweile Marketingmensch für den Polgoon Vineyard, war zehn Jahre lang in der Londoner Fleet Street bei Zeitungen und Magazinen tätig, bis er sich entschied, wieder an seinen Geburtsort, Penzance, zurück zu kommen: „Wenn man auf den Klippen steht und nach unten blickt, dann wird einem einfach bewusst, wie unwichtig alles hier heroben eigentlich ist. Egal was passiert, das Meer wird weiter gegen die Steine peitschen, wie es das schon seit tausenden von Jahren macht. So werden kleine und größere Probleme schnell relativiert“, sagt er. Catherine, die den Geschäftsführer von Yarg-Käse geheiratet hat, verabschiedete sich von ihrem Großstadtleben in London für die ländliche Idylle nahe Truro: „Irgendwie wusste ich immer schon, dass ich einmal auf einem Bauernhof leben würde, ich bin  in den Straßen Londons aufgewachsen, heute verbringe ich jede freie Minute am Strand: Es ist ein Traum“, schwärmt sie.


Virus Cornwall

Der Virus Cornwall geht um und er bringt Menschen in die Region, die wissen, wie es funktioniert, erfolgreich zu sein, die Geld ins Land bringen, Einheimischen eine Arbeit geben und den Touristen zu einer weiteren Attraktion verhelfen. Man darf gespannt sein, wie es an diesem Ort voller Zauber weitergeht, von dem ich mich nun mit schwerem Herzen immer weiter entferne. Doch ich werde wiederkommen und die meersalzschwangere Luft einatmen, mir frisch gefangene Jakobsmuscheln auf der Zunge zergehen lassen und mich am schier unendlichen Gwythian Beach austoben bis ich mich frei von allen Sorgen und Gedanken fühle.  

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