Donnerstag, 8. April 2010

Österreichischer Lagerkoller





Mehr als ein halbes Jahr ist es her, dass ich so richtig im Ausland war. Abgase schnuppern, gesalzene Butter essen, Purzelbäume schlagen (und sich dabei die Hose ruinieren), in die Ewigkeit starren, das beste Frühstück der Welt essen, spielsüchtig werden, sich die Spielsucht versuchen auszureden, trotzdem noch mal einen blöden 50 Pence in das noch blödere Gerät reinstecken und wieder nichts gewinnen, soviele Chips (Pardon: Crisps) essen, bis man nimmer kann, herausfinden, dass der Himmel auch in foggy Great Britain erfrischend blau sein kann, alte VW-Bussi zählen, Cadbury Chocolate inhalieren, essen, essen, essen, keinen g'scheiten Radiosender finden, beschließen, ein Bergarbeiter in Cornwall zu werden, den Entschluss wieder zurückziehen, in den stinkigsten Raum der Welt gehen und feststellen, dass das die Herberge für die nächste Nacht wird, auf Agatha Christies Spuren wandeln, auf Rosamunde Pilchers Spuren wandern, auf Shaun das Schafs Spuren wandeln. Kurz zusammengefasst: Weg sein! Keine Telefonanrufe, kein Internet, nur Leben.

Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie mir das abgeht und mit jedem Tag merke ich, wie mein Österreichlagerkoller größer wird. Es sind keinesfalls die Menschen, die mich auf die nichtvorhandene Palme bringen, sondern die ganze Atmosphäre. Der Ö3-Einheitsbrei, die Zeitungen, überall lacht einen dieses Österreicherische an. Dieses typische "Wir-wollen-zwar,-aber-irgendwie-bringen-wir's-doch-nicht-zusammen." "Wir sind zwar mediterran, aber doch eine Alpenrepublik." "Sport ist für uns das Größte, aber nur wenn wir ihn passiv betreiben." "Wir müssen jeden Abend fernsehen und/oder färben uns wahnwitzige Strähnen in die Haare, die vollkommen sinnlos sind." (Wenn du jetzt weißt, was ich meine, dann kennst dich aus. Sonst ist es wahrscheinlich besser, du denkst nicht weiter drüber nach...vor allem wenn du kurze, rot-schwarze Haare hast!) "Wir richten unser Leben nach dem Fernsehprogramm aus und längere Fahrten mit dem Auto sind uns zu kompliziert." "Spontan ist für uns ein Fremdwort, am besten man meldet sich 2 Monate im Vorhinein wo an, wenn man nur mal auf einen Sprung vorbeischauen möchte."

All' diese Dinge, die ja irgendwie liebenswürdig sind (außer Ö3..."Wir sind der beste Musikmix"-No Comment!) und die man nach einer (langen) Auslandsreise sehr schätzt, weil sie Sicherheit vermitteln und erstaunlich berechenbar sind, gehen einem (mir) nach einer Österreich-konzentrierten Zeit schon so auf die Eier(stöcke), dass ich es kaum mehr erwarten kann, das nächste Flugzeug zu erklimmen, und dem Ganzen wieder einmal den Rücken zu kehren, um es dann umso mehr schätzen zu können...!

(Wenn du jetzt denkst, ich habe was gegen dich persönlich, weil ich gegen Österreich wettere und du Österreich eigentlich ganz cool findest, dann bitte denk das nicht mehr, ok? Denn im Grunde genommen brauche ich Österreich wie ein Fisch das Wasser. Nur halt nicht für sechs Monate am Stück.)




3 Kommentare:

  1. I know how you feel BUT you are soon in NY!can´t wait to see ya ;-) und ich finde du solltest ein Buch in dem Stil schreiben..ernsthaft...finds mega cool!

    AntwortenLöschen
  2. und "anonym"= July *gg*

    AntwortenLöschen
  3. wuhuuuu...hätt ich mir nach dem ersten blogeintrag nicht gedacht! freu mich schon soooo auf die kosmopolite-uno-july! :)

    AntwortenLöschen